Von September 2016 bis März 2017 haben Pascale Müller, Yasmin Polat und Daria Sukharchuck Fälle sexualisierter Gewalt gegen geflüchtete Frauen in Berliner Flüchtlingsunterkünften recherchiert.
Durch eine Umfrage, sowie dutzende Interviews mit Betroffenen, ehrenamtlichen Helfern, Mitarbeitern dieser Unterkünfte und Frauenorganisationen wurde klar, dass die Lebensumstände in den Heimen sexualisierte und auch häusliche Gewalt begünstigen. Das zuständige Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten reagierte nicht immer rechtzeitig und angemessen, wenn Fälle problematischer Heimleiter oder Security-Kräfte auftauchten. Der Mangel an Privatsphäre und die immer wiederkehrenden Belästigungen durch männliche Machtpersonen (Heimpersonal, Security) und Bewohner haben bei den Frauen teils schwere Traumata und Depressionen hervorgerufen, die nicht ausreichend behandelt werden.
Polat, Müller und Suckharchuck haben herausgefunden, dass Mindeststandards und Gewaltschutzkonzepte zwar existieren, aber unzureichend durch das LAF kontrolliert werden. Durch fehlende Vertrauenspersonen und Sprachbarrieren, melden betroffene Frauen Übergriffe so gut wie nie. Die Ergebnisse der Recherche wurden im Tagesspiegel “Mehr Berlin” veröffentlicht.
Schutzlos im Gefängnis (Julian Busch, Paul Jovis Wagner)
Projektbeschreibung Schutzlos im Gefängnis
Ende Juli 2016 wurden nach Angaben der griechischen Regierung mindestens 346 als unbegleitet und minderjährig registrierte Geflüchtete in „geschlossenen Einrichtungen festgehalten. Die Gesetze schreiben vor, dass Kinder nicht mehr als 25 Tage inhaftiert werden dürfen. Die Praxis ist eine andere: Die Inhaftierungszeit variiert von wenigen Tagen bis zu einem Jahr und wird ohne richterlichen Beschluss vollzogen. Die Minderjährigen müssten geschützt werden, argumentieren die griechischen Behörden. Menschenhandel und Ausbeutung erwarten sie auf der Straße.
Die Haftanstalten verteilen sich über ganz Griechenland. Hinzu kommen zahlreiche kleine Zellen in Polizeistationen. Dort gibt es oft keinerlei Freigang und auf 10qm müssen im schlimmsten Fall bis zu zehn Minderjährige unterkommen. Die Hoffnung, früher freigelassen zu werden, lässt einige Kinder sich selbst verletzten. Die Kinder sind oft der Willkür von lokalen Polizeistrukturen ausgeliefert. Die Angst vor Inhaftierung führt dazu, dass viele unbegleitete Minderjährige sich als Erwachsene ausgeben, so auch unser Protagonist Malik Fajr (Name geändert). Dadurch werden sie nicht direkt inhaftiert, verlieren aber viele Rechte und können nach Ablauf ihrer Aufenthaltsgenehmigung bis zu 18 Monate inhaftiert werden.
Wir begleiteten im August 2016 mehrere ehemals inhaftierte Jugendliche und eine Sozialarbeiterin, die sie während ihrer Zeit im Gefängnis unterstützte. Außerdem führten wir zahlreiche Interviews mit lokalen und internationalen NGOs und kontaktierten Regierungsvertreter. Malik steht als Protagonist im Zentrum der Geschichte. (Veröffentlicht in profil (AT), WOZ (CH) und taz)