Braunkohleabbau im rheinischen Revier (Karin de Miguel Wessendorf)
Karin de Miguel Wessendorf recherchierte zu den ökologischen und sozialen Auswirkungen des Braunkohleabbaus im rheinischen Revier. Deutschland gilt als Vorreiter bei der Energiewende, doch das größte Braunkohlerevier Europas soll weiter ausgebaut werden - mindestens bis 2045. Während auf den internationalen Klimagipfeln das Ende des fossilen Zeitalters proklamiert wird, müssen in der Region zwischen Köln und Aachen Wälder, landwirtschaftliche Flächen und ganze Dörfer dem Tagebau weichen. Daran entzündet sich ein heftiger Konflikt zwischen Klimaaktivisten und Bürgerinitiativen auf der einen sowie dem Energiekonzern RWE und der Landespolitik auf der anderen Seite. Seit Jahrzehnten produziert RWE Strom aus Braunkohle, sichert die Energieversorgung und sorgt für Arbeitsplätze in der Region. Gleichzeitig ist das rheinische Braunkohlrevier mittlerweile zur größten CO2-Quelle Europas geworden und steht damit als Klimakiller am Pranger. Umweltschützer und Bürgerinitiativen vor Ort versuchen auf die Auswirkungen des Tagebaus auch für die Region aufmerksam zu machen: Grundwasserabsenkung, Geräuschemissionen, Bergschäden, gesundheitliche Belastungen durch Feinstaub und Quecksilber und nicht zuletzt die Zwangsumsiedlung von Tausenden von Menschen. Im Hambacher Forst, eines der ältesten Wälder Nordrhein-Westfalens, liefern sich Waldbesetzer einen erbitterten Kampf gegen den Energieriesen, der das Gesetz auf seiner Seite hat. Entstanden ist ein WDR Themenschwerpunkt zur UN Klimakonferenz: ein Dokumentarfilm, der ein Jahr lang Waldbesetzer, Bürgerinitiativen und engagierte Kirchenmitglieder im regionalen Kampf gegen die Klimaerwärmung begleitet. Und ein Radiofeature, das untersucht, zu welchen Lobbystrategien RWE greift, um den wachsenden Widerstand auszumanövrieren.
Rampal: Schmutziges Geschäft in Bangladesch (Katharina Finke und David Weyand)
Bangladesch ist eines der Länder, das am meisten vom Klimawandel bedroht ist. Es hat vor allem mit Überschwemmungen zu kämpfen. Im Südwesten des Landes stellen die Sundabarns, das größte zusammenhängende Mangrovengebiet der Erde, einen natürlichen Schutzwall dar. Fragt sich nur, wie lange noch: Denn nur wenige Kilometer entfernt wird das Kohlekraftwerk Rampal gebaut, was den einzigartigen Lebensraum von Pflanzen, Tieren und Menschen zerstört. Die UNESCO hat bereits vor dem Entzug des Weltnaturerbe-Status gewarnt, sollte das Kraftwerk in Betrieb gehen. Die Gegner sind auf internationale Unterstützung angewiesen, da die Mehrheit der Bevölkerung zwar gegen Rampal ist, Proteste aber von der Regierung – auch gewaltsam – unterdrückt werden.
Warum will Bangladesch das Projekt trotz starker Kritik dennoch realisieren? Offizieller Grund: Energieengpässe beheben. Doch es scheint eher darum zu gehen anderen Ländern schmutzige Geschäfte zu ermöglichen, die sie in ihrem eignen Land nicht umsetzen können, weil sie dort auf nachhaltige Strategien setzen. Allen voran Indien. Dort dürfte aufgrund strenger Umweltgesetze ein Kraftwerk wie Rampal gar nicht gebaut werden. Doch da Rampal ein Gemeinschaftsprojekt beider Staaten ist, übernimmt ein indisches Unternehmen den Bau des Kraftwerks und auch, die Kohle soll auch aus Indien kommen. Finanziert wird das Projekt zum Großteil auch von einer indischen Bank (EXIM) mithilfe von internationalen Investoren. Im Gegenzug wird Bangladesch die Folgen spüren: Landraub, Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen. Doch die Regierung dort verteidigt das Projekt als alternativlos, dabei hat sie auf der vergangenen UN-Klimakonferenz in Marrakesch den Ausstieg aus fossiler Energiegewinnung bis 2050 versichert hat. Die Korruption siegt am Ende über das Wohl von Land, Natur und Menschen.