Mit Floskeln und ausweichenden Antworten gibt sich Armin Wolf nicht zufrieden, wenn er
Politiker in seinem Nachrichtenmagazin ZiB 2 beim ORF befragt. Die Süddeutsche Zeitung
schreibt von seinem "bissigen Witz und seiner inquisitorischer Fragetechnik, mit der er die
Hohlheiten der Politik abklopft". Wolf wurde so zu einer journalistischen Instanz - beliebt bei
vielen Zuschauern/innen, zuweilen heftig kritisiert von verschiedenen Politikern, die sich bei
ihm wie "auf einer Anklagebank" vorkommen.
Ähnlich aufgeregte Reaktionen gab es vor (vielen) Jahren auch in Deutschland: Das Politmagazin
ZAK (1988 bis 1996 im WDR und in der ARD) sorgte durch hartnäckige Interviews immer wieder
für heftige Reaktionen. Es kam immer wieder vor, dass vorgesehene Filmbeiträge nicht gesendet
wurden, um Zeit für vertiefende, häufig sehr kontroverse Interviews zu gewinnen. Das Gesicht der
Sendung war Friedrich Küppersbusch, auch wenn Desirée Bethge und Wolfgang Korruhn durch
ihre Interviews ebenfalls zum Kultstatus dieser Sendung beitrugen. Küppersbusch produziert heute
mit seiner Firma probono Fernsehproduktion GmbH u.a. Talksendungen und anspruchsvolle
Unterhaltungssendungen für verschiedene Sender.
Ingo Zamperoni moderiert die Tagesthemen, führt dabei immer wieder aktuelle Interviews - manchmal
live, häufig aufgezeichnet. Wie erlebt er seine Gäste, wie meistert er die zeitliche Beschränkung
seiner Interviews? Was bedeutet dieses zeitliche Korsett für ihn - und seine Interviewpartner ?
Lange Interviews gibt es immer wieder auch im SPIEGEL. Doch entspricht das gedruckte und
publizierte SPIEGEL-Gespräch tatsächlich dem, was gefragt und geantwortet wurde ? Was bleibt
alles "auf der Strecke" ? Das Problem: Sämtliche SPIEGEL-Interview werden vor der Veröffentlichung
autorisiert. Diese - nicht nur beim SPIEGEL übliche - Praxis nutzen viele Gesprächspartner, um
unliebsame Passagen einfach zu streichen, andere Aussagen zu "korrigieren". Warum aber
gibt es eigentlich diese Autorisierung, auf die viele Interviewpartner - egal ob aus der Politik,
der Wirtschaft oder der Showbranche - vor Gesprächsbeginn bestehen?
Links zum Thema:
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelblog/ein-plaedoyer-dafuer-interviews-autorisieren-zu-lassen-a-859433.html
http://www.tagesspiegel.de/medien/autorisierung-von-interviews-gesagt-und-dann-gestrichen/13025406.htmlhttp://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/autorisierung-von-interviews-das-will-ich-so-in-keinem-fall-gedruckt-sehen-1665162.html
https://www.nzz.ch/feuilleton/angriff-auf-den-orf-hartnaeckige-interviews-unerwuenscht-ld.1289423
http://diepresse.com/home/kultur/medien/5206917/ORFChef-Wrabetz-lobt-Armin-Wolf-als-einen-der-besten-Interviewer
Interview von Armin Wolf mit Erwin Pröll
https://www.youtube.com/watch?v=qIqKo-yOS4U
http://meedia.de/2017/04/25/verhoerraum-anklagebank-hinrichtungen-oesi-politiker-auf-zinne-wegen-kritischen-interviews-von-orf-moderator-armin-wolf/
http://www.kleinezeitung.at/kultur/medien/5212825/Interview_Armin-Wolf-erhaelt-nun-Rueckendeckung-von-Kanzler-Kern
http://www.br.de/telekolleg/faecher/deutsch/medienkompetenz/05-darstellungsformen102.html
http://www.zeit.de/2014/34/journalismus-floskeln
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/journalismus-und-medien-okay-frau-merkel-das-schreib-ich-so-kolumne-a-1133477.html