Die Dokumentation kann angesehen werden unter:
Viele Politiker kommunizieren heute lieber über Facebook, Twitter oder andere soziale Netzwerke, weil sie dort ihre Botschaften ungebremst an die Öffentlichkeit weitergeben können. Nicht nur die AFD-Vorsitzende Frauke Petry empfindet Journalisten inzwischen als unliebsamen Filter zwischen sich und der Öffentlichkeit. Durch Journalisten würden ihre Aussagen geschwächt oder sogar falsch wiedergegeben werden. Deshalb hat die AFD sogar einige Journalisten, die kritisch über die Partei berichtet haben, von Parteitagen ausgeschlossen.
Die mediale Situation hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Politiker kämpfen um Öffentlichkeit auch über die sozialen Netzwerke, die es vor einigen Jahren noch nicht gab. Gleichzeitig werden Eilmeldungen von online-Redaktionen im Minutentakt verschickt. Und bei Facebook oder Twitter erscheinen Fake-News und Hassmails, sodass man kaum noch unterscheiden kann, was richtig und was falsch ist. Viele Bürger verlieren bei dieser Dauerbeschallung die politische Orientierung und verstehen „die in Berlin“ nicht mehr so richtig. Stephan Lamby beschreibt dies in seiner Dokumentation „Nervöse Republik" als strukturelle Veränderung, die möglicherweise unsere Gesellschaft stärker beeinflussen wird als manche politische Wende der letzten Jahrzehnte.
Heizen Politiker und Journalisten diese Entwicklung noch an? Oder sind sie selbst inzwischen Opfer einer Veränderung, an der sie mitgewirkt haben und der sie jetzt nicht mehr Herr werden? Bleibt unter diesem Zeitdruck die sorgfältige Recherche auf der Strecke? Und drohen in diesem Zustand der Dauererregung, die Grundsätze des klassischen Journalismus den Bach runterzugehen?