Die Dokumentation kann angesehen werden unter:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/Protokoll-einer-Abschiebung,minuten2144.html
Es ist ein Protokoll der Unmenschlichkeit, das Hauke Wendler und sein Team da aufgenommen haben. Sicher: die Menschen, die aus sogenannten „sicheren Herkunftsländern“ kommen sind nach der Ablehnung ihres Asylantrags der Aufforderung, das Land zu verlassen, oft lange nicht gefolgt. Und einige haben sich gegen eine Abschiebung auch schon körperlich gewehrt. Aber rechtfertigt das dieses Überfallkommando in aller Herrgottsfrühe mit einem Dutzend Beamten? Nicht einmal ein Dolmetscher ist dabei, der den Menschen verständlich machen könnte, was da gerade mit ihnen passiert. So müssen die Beamten auf die Dolmetscherin des Fernsehteams zurückgreifen, als Probleme auftauchen. Und auch der Minister bedient sich der Dolmetscherin, als er sich mit wohlmeinenden Ratschlägen an die in Unterwäsche vor ihm stehenden Menschen wendet und sich – wie er wohl meint – fernsehgerecht in Szene setzen will.
Muss das so sein? Wendler zeigt die Alternative in Rheinland-Pfalz. Auch hier wird abgeschoben, aber weitaus seltener. Die zuständige Ministerin setzt anstelle von Abschiebungen auf geförderte freiwillige Ausreisen - das sei menschwürdiger und auch wirtschaflicher. Das Programm läuft dort seit 10 Jahren mit Erfolg, aber kein einziges Bundesland hat es bisher übernommen. Abgelehnte Asylbewerber sollen sogar schneller und konsequenter abgeschoben werden. Darauf haben sich Anfang 2017 die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten der Bundesländer geeinigt.
Wie ist es Hauke Wendler gelungen, diese ziemlich einmaligen Aufnahmen zu drehen? Denn bisher waren die Behörden bundesweit bemüht, solche Einblicke in die Abschiebepraxis möglichst zu verhindern. Und wie verhindert das Team, dass der plötzlich auftauchende Innenmister die Dreharbeiten für seine Zwecke instrumentalisiert? Der Film macht „sehr eindrücklich deutlich, was Abschiebung konkret für Betroffene bedeutet. Klug, informativ und sachlich hinterfragt Wendler das Verfahren. … Dabei sind die Bilder nie denunzierend oder manipulativ.“ Fand die Marler Jury und verlieh Hauke Wendler für seinen Film in diesem Jahr den Grimmepreis.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/Protokoll-einer-Abschiebung,sendung537840.html
http://www.sz-online.de/nachrichten/protokoll-einer-abschiebung-3245333.html
http://www.pier53.de/dokumentation/protokollabschiebung.html
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Viele Politiker kommunizieren heute lieber über Facebook, Twitter oder andere soziale Netzwerke, weil sie dort ihre Botschaften ungebremst an die Öffentlichkeit weitergeben können. Nicht nur die AFD-Vorsitzende Frauke Petry empfindet Journalisten inzwischen als unliebsamen Filter zwischen sich und der Öffentlichkeit. Durch Journalisten würden ihre Aussagen geschwächt oder sogar falsch wiedergegeben werden. Deshalb hat die AFD sogar einige Journalisten, die kritisch über die Partei berichtet haben, von Parteitagen ausgeschlossen.
Die mediale Situation hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Politiker kämpfen um Öffentlichkeit auch über die sozialen Netzwerke, die es vor einigen Jahren noch nicht gab. Gleichzeitig werden Eilmeldungen von online-Redaktionen im Minutentakt verschickt. Und bei Facebook oder Twitter erscheinen Fake-News und Hassmails, sodass man kaum noch unterscheiden kann, was richtig und was falsch ist. Viele Bürger verlieren bei dieser Dauerbeschallung die politische Orientierung und verstehen „die in Berlin“ nicht mehr so richtig. Stephan Lamby beschreibt dies in seiner Dokumentation „Nervöse Republik" als strukturelle Veränderung, die möglicherweise unsere Gesellschaft stärker beeinflussen wird als manche politische Wende der letzten Jahrzehnte.
Heizen Politiker und Journalisten diese Entwicklung noch an? Oder sind sie selbst inzwischen Opfer einer Veränderung, an der sie mitgewirkt haben und der sie jetzt nicht mehr Herr werden? Bleibt unter diesem Zeitdruck die sorgfältige Recherche auf der Strecke? Und drohen in diesem Zustand der Dauererregung, die Grundsätze des klassischen Journalismus den Bach runterzugehen?