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Saturday, June 10
 

10:45 CEST

„Protokoll einer Abschiebung“: „Letztendlich setzen wir nur geltendes Recht um..." – Wie in Deutschland Abschiebungen durchgeführt werden

Die Dokumentation kann angesehen werden unter:

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/Protokoll-einer-Abschiebung,minuten2144.html


„Letztendlich setzen wir nur geltendes Recht um…“ diesen Satz wiederholen in Hauke Wendlers Dokumentation „Protokoll einer Abschiebung“ die Beamten immer wieder, die morgens um vier Familien aus dem Schlaf reißen, um sie abzuschieben. Sie geben den Asylbewerber, deren Asylgesuch abgelehnt wurde, eine Stunde Zeit, das Nötigste zu packen.  Vorher haben sie ihnen die Handys abgenommen, um sicher zu gehen, dass sie nicht noch Hilfe holen, beispielsweise ihren Rechtsanwalt anrufen.                                                               „Letztendlich setzen wir nur geltendes Recht um…“ das sagt auch ein leibhaftiger Minister,  Lorenz Caffier, der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern,  der überraschend bei der nächtlichen Abschiebung dabei ist. Weil das Fernsehen dabei ist und weil Wahlkampf ist ? Der Minister bestreitet einen Zusammenhang nicht, denn mit solchen Aktionen kann man Wähler gewinnen.

Es ist ein Protokoll der Unmenschlichkeit, das Hauke Wendler und sein Team da aufgenommen haben. Sicher: die Menschen, die aus sogenannten „sicheren Herkunftsländern“ kommen sind nach der Ablehnung ihres Asylantrags der Aufforderung, das Land zu verlassen, oft lange nicht gefolgt. Und einige haben sich gegen eine Abschiebung auch schon körperlich gewehrt. Aber rechtfertigt das dieses Überfallkommando in aller Herrgottsfrühe mit einem Dutzend Beamten? Nicht einmal ein Dolmetscher ist dabei, der den Menschen verständlich machen könnte, was da gerade mit ihnen passiert. So müssen die Beamten auf die Dolmetscherin des Fernsehteams zurückgreifen, als Probleme auftauchen. Und auch der Minister bedient sich der Dolmetscherin, als er sich mit wohlmeinenden Ratschlägen an die in Unterwäsche vor ihm stehenden Menschen wendet und sich – wie er wohl meint – fernsehgerecht in Szene setzen will.

Muss das so sein? Wendler zeigt die Alternative in Rheinland-Pfalz. Auch hier wird abgeschoben, aber weitaus seltener. Die zuständige Ministerin setzt anstelle von Abschiebungen auf geförderte freiwillige Ausreisen -  das sei menschwürdiger und auch wirtschaflicher. Das Programm läuft dort seit 10 Jahren mit Erfolg, aber kein einziges Bundesland hat es bisher übernommen. Abgelehnte Asylbewerber sollen sogar schneller und konsequenter abgeschoben werden. Darauf haben sich Anfang 2017 die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten der Bundesländer geeinigt.

Wie ist es Hauke Wendler gelungen, diese ziemlich einmaligen Aufnahmen zu drehen? Denn bisher waren die Behörden bundesweit bemüht, solche Einblicke in die Abschiebepraxis möglichst zu verhindern. Und wie verhindert das Team, dass der plötzlich auftauchende Innenmister die Dreharbeiten für seine Zwecke instrumentalisiert? Der Film macht „sehr eindrücklich deutlich, was Abschiebung konkret für Betroffene bedeutet. Klug, informativ und sachlich hinterfragt Wendler das Verfahren. … Dabei sind die Bilder nie denunzierend oder manipulativ.“ Fand die Marler Jury und verlieh Hauke Wendler für seinen Film in diesem Jahr den Grimmepreis.

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/Protokoll-einer-Abschiebung,sendung537840.html

http://www.grimme-preis.de/53-grimme-preis-2017/preistraeger/p/d/45-min-protokoll-einer-abschiebung-ndr-1/

http://www.sz-online.de/nachrichten/protokoll-einer-abschiebung-3245333.html

http://www.taz.de/!5322848/

http://www.pier53.de/dokumentation/protokollabschiebung.html


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Gert Monheim

ehem. WDR/ die story
Gert Monheim studierte in den 60er Jahren Deutsch, Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Köln und schloss das Studium mit dem Staatsexamen ab. 1971 begann er seine journalistische Laufbahn beim WDR. Nachdem er zunächst mehrere Jahre als Reporter für aktuelle... Read More →

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Hauke Wendler

Journalist und Dokumentarfilmer, PIER 53 Filmproduktion
Hauke Wendler (Jg. 1967) lebt als Journalist und Dokumentarfilmer in Hamburg. Studium der Politik und Geschichte in Hamburg und London, danach zwölf Jahre freiberuflich beim NDR Fernsehen. 2006 gründete er mit Carsten Rau die PIER 53 Filmproduktion, die Dokumentationen und Dokumentarfilme... Read More →


Saturday June 10, 2017 10:45 - 11:45 CEST
R4

14:00 CEST

„Nervöse Republik" - Facebook, Twitter & Co: Verliert der klassische Journalismus an Bedeutung?

Die Dokumentation kann angesehen werden unter:

http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Nerv%C3%B6se-Republik-Ein-Jahr-Deutschland/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=42212804

Viele Politiker kommunizieren heute lieber über Facebook, Twitter oder andere soziale Netzwerke, weil sie dort ihre Botschaften ungebremst an die Öffentlichkeit weitergeben können. Nicht nur die  AFD-Vorsitzende Frauke Petry empfindet Journalisten inzwischen als unliebsamen Filter zwischen sich und der Öffentlichkeit. Durch Journalisten würden ihre Aussagen geschwächt oder sogar falsch wiedergegeben werden. Deshalb hat die AFD sogar einige Journalisten, die kritisch über die Partei berichtet haben, von Parteitagen ausgeschlossen.

Die mediale Situation hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Politiker kämpfen um Öffentlichkeit auch über die sozialen Netzwerke, die es vor einigen Jahren noch nicht gab. Gleichzeitig werden Eilmeldungen von online-Redaktionen im Minutentakt  verschickt. Und bei Facebook oder Twitter erscheinen Fake-News und Hassmails, sodass man kaum noch unterscheiden kann, was richtig und was falsch ist. Viele Bürger verlieren bei dieser Dauerbeschallung die politische Orientierung und verstehen „die in Berlin“ nicht mehr so richtig. Stephan Lamby beschreibt dies in seiner Dokumentation „Nervöse Republik" als strukturelle Veränderung, die möglicherweise unsere Gesellschaft stärker beeinflussen wird als manche politische Wende der letzten Jahrzehnte.

Heizen Politiker und Journalisten diese Entwicklung noch an? Oder sind sie selbst inzwischen Opfer einer Veränderung, an der sie mitgewirkt haben und der sie jetzt nicht mehr Herr werden? Bleibt unter diesem Zeitdruck die sorgfältige Recherche auf der Strecke? Und drohen in diesem Zustand der Dauererregung, die Grundsätze des klassischen Journalismus den Bach runterzugehen?

 

http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/nervoese-republik-ein-jahr-deutschland-politiker-medien100.html

https://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2017/03/podiumsdiskussion-nervoese-republik-rbb-babylon.html

http://meedia.de/2017/03/31/warum-die-zoff-debatte-zur-tv-doku-nervoese-republik-der-bessere-anne-will-talk-war/

http://www.sueddeutsche.de/adblock


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Ingolf Gritschneder

Autor & Jurist, WDR
Ingolf Gritschneder, gelernter Jurist, seit 1988 freier Fernseh-Autor in Köln. Zahlreiche Reportagen, Dokumentationen, Features und Magazin-Beiträge für verschiedene Sendereihen vorwiegend des WDR (die story) aber auch andere ARD-Anstalten und ARTE. Themenschwerpunkte Umwelt und... Read More →

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Stephan Lamby

Autor und Produzent, ECO Media TV
Stephan Lamby ist Autor und Produzent. Er hat 1997 die Hamburger Produktionsfirma ECO Media gegründet und 22 Jahre lang geleitet. Mit zahlreichen ARD-Dokumentationen wie „Nervöse Republik“, „Im Labyrinth der Macht“, „Bimbes – die schwarzen Kassen des Helmut Kohl... Read More →



Saturday June 10, 2017 14:00 - 15:00 CEST
R4
 
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