https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5388170&s=Serial/
http://breitband.deutschlandradiokultur.de/s-town/
Mit Virtual Reality besteht die Möglichkeit, journalistische Quellen und Archive anders zugänglich zu machen. Durch das Gefühl vor Ort zu sein, erschließen sich historische Ereignisse subjektiv und unmittelbar. Gleichzeitig erfordert die Einordnung der Quellen eine hohe Informationsdichte, die das immersive Erlebnis stören kann. Zwar schafft VR gegenüber klassischen Vermittlungsformen mehr Empathie und Interpretationsspielraum, die Szenarien für die Rezeption von Originalquellen sind aber sehr unterschiedlich. Auch fehlen ethische Konzepte für den Umgang mit Quellen und Zeitzeugen-Material: Wie kann verhindert werden, dass die Erlebnisse in historischen virtuellen Räumen so angelegt werden, dass der Nutzer manipuliert wird?
Was darf man zeigen, was geht zu weit? Wie stellt man in einer Szene notwendige Kontextinformationen zur Verfügung? Über welche Anreize steuert man den Nutzer und ermutigt ihn zur Interaktion? Wie bettet man analoge Dokumente und Archiv-Audio (mit geringerer Tonqualität) in den virtuellen Raum ein? Welche Anforderungen werden an die Recherche gestellt?
Umsetzung mit VR-App in Planung
Diese Fragestellungen sollen anhand des aktuellen VR-Projektes „Manipulierte Verhöre” diskutiert werden. Hier wird emotional erfahrbar gemacht, wie in Verhörsituationen Erinnerungen und Einstellungen manipuliert werden können. Das Projekt ist eine Kooperation des Reporterforums, der Robert Bosch Stiftung, Vragments, der Hochschule für Technik und Wirtschaft und Deutschlandradio.
Historischer Teil: Stasiverhöre und “operationelle Psychologie”
Durch ein VR-Reenactment einer Verhörsituation durch die Staatssicherheit der ehemaligen DDR erschließen sich Methoden und Auswirkungen der so genannten „operationellen Psychologie”. Die VR-Umgebung wurde dem historischen Verhörraum nachempfunden. Die Audios beruhen auf Original-Verhören. Der Nutzer ist als passiver Beisitzer Zeuge des Verhörs und kann Originaldokumente mit Anleitungen zur Gesprächsführung einsehen etc.
Aktueller Teil: „False memories”-Forschung und polizeiliche Vernehmungspsychologie
Im VR-Raum wechselt der Nutzer die Rollen und befindet sich jetzt selbst innerhalb einer Vernehmung. Der Nutzer ist in der Position eines Beschuldigten bzw. Zeugen. Er wird mit verschiedenen Vernehmungstechniken konfrontiert. Durch verschiedene Formen psychologischer Techniken (Druck, Stress, Kooperation, Minimierung etc.) und die direkte Ansprache entsteht eine starke emotionale Situation. Durch ein einfaches Auswahlmenü von Antworten steuert der Nutzer den weiteren Verlauf und erlebt die verschiedenen Stufen und Strategien der Vernehmung. In einigen Ländern, wie zum Beispiel in den USA, arbeitet die Polizei mit manipulativen Techniken. Auch Polizeistellen in Deutschland adaptierten zeitweise Elemente amerikanischer Vernehmungstechniken, wie z.B. die Reid-Methode. Die Dokumentation von Vernehmungen per Video oder Audio ist in Deutschland kein Standard.
http://blogs.deutschlandradiokultur.de/stasiverhoer/
Teil 1: http://www.deutschlandradiokultur.de/die-verhoertechniken-der-stasi-das-perfide-system-der.976.de.html?dram:article_id=381323
Teil 2: http://www.deutschlandradiokultur.de/false-memory-forschung-zur-herstellung-von.976.de.html?dram:article_id=381437
These: Wenn es um investigative Recherche geht, spielt Radio als eigenständiges Medium in der Außenwahrnehmung keine Rolle. Das hat zwei Gründe: Entweder haben Radiosender erst gar keine Infrastruktur für investigativen Journalismus. Oder da, wo Rundfunkanstalten Investigativ-Teams aufgebaut haben, läuft Radio „unter ferner liefen“. Woran liegt das? Wie viel Recherchen von Radioleuten gibt es überhaupt? Warum wird Radiorecherche nicht eigenständig vermarktet? Welches Potential kann speziell Radio einbringen?
Tod eines Stasi-Agenten
6-teilige Serie von Lisbeth Jessen und Johannes Nichelmann Produktion WDR/ Danmarks Radio 2017
Der ehemalige Stasi-Agent Eckardt Nickol ruft die dänische Journalistin Lisbeth Jessen an. Er habe Angst bald umgebracht zu werden. Wenige Monate später findet Nickols Ex-Freundin dessen Leiche in einer Ferienhütte in einem Urlaubsparadies in Dänemark. Eckardt ist Diabeti- ker und offenbar an einer Überdosis Insulin ums Leben gekommen.
Major Eckardt Nickol arbeitet bis zum Oktober 1990 für das Ministerium für Staatssicherheit der ehemaligen DDR. Er gibt an, für die „Hauptverwaltung Aufklärung“, den Auslandsgeheimdienst der Stasi tätig gewesen zu sein. Nach der Wende versucht er brisante Stasi-Dokumente an Zeitungen, Fernsehsender und Nachrichtendienste zu verkaufen. Der Bundesnachrichtendienst ist bereit, ihm 200.000 Euro zu bezahlen.
Einige Menschen zweifeln daran, dass es sich um einen Unfalltot handelt. Lisbeth Jessen und ihr deutscher Kollege Johannes Nichelmann rollen den Fall neu auf. Bei ihren Recherchen sto- ßen sie auf einen aktuellen Fall, der im Zusammenhang mit Nickol stehen könnte. Eine Ge- schichte über Journalismus, den Umgang mit der DDR-Vergangenheit im Nachwende- Deutschland und einen Mann, der in einer düsteren Geheimdienstwelt alles verloren hat.
http://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-tod-eines-stasi-agenten/tod-eines-stasi-agenten-104.html